Mittwoch, 4. Juli 2018

IRONMAN AUSTRIA 2018 - An manchen Tagen ist man der Hund, an anderen die Laterne😉

Bereits in meiner Offseason im letzten Jahr habe ich mir den Ironman Austria, mein Lieblings- und Heimrennen als Jahreshighlight für die Saison 2018 ausgesucht, nachdem ich mich letztes Jahr Zweck's Punktejagd für Hawaii für den Ironman Frankfurt entschieden habe.
Seitdem habe ich mich für diesen Wettkampf vorbereitet. Das Wintertraining blieb neben vielen Indoorstunden durch viel Alternativtraining abwechslungsreich und hat trotz der kühlen Temperaturen Spaß gemacht. Die Vorbereitungsrennen verliefen erfolgreich und bestätigten die Wirksamkeit des Trainings. Seit Monaten konnte ich jede einzelne Trainingseinheit umsetzen, die Meisten, bis auf ein paar Schwimmeinheiten, richtig gut. Ich war noch nie so zuversichtlich hinsichtlich meiner Form. Im Vergleich zu den meisten Rennen hatte ich diesmal sogar frühzeitig 'alle sieben Zwetschgen' beisammen. Material war top und ich war bereit und voller Vorfreude. Ich hatte das Gefühl, Alles richtig gemacht zu haben.

Vor dem Rennen sind unzählige Nachrichten mit Glückwünschen eingetrudelt – ich war überwältigt und gerührt wie viele Leute mitfiebern. Viele sind persönlich angereist um mich vor Ort lauthals zu unterstützen. Vor meinem inneren Auge hat der Wettkampf bereits mehrere Male stattgefunden: „Es ging mir richtig gut, der Abstand nach dem Schwimmen war gering, am Rad fuhr ich einen soliden Split und beim Laufen gelang mir zum ersten Mal ein Sub 3h Marathon, nachdem ich schon mehrmals an der magischen Grenze gekratzt habe. Die Stimmung am Streckenrand hat mich gepuscht, die Sonne hat mich mit Energie aufgeladen und die mitstreitenden Athletinnen haben mich zu Höchstleistungen getrieben und ich konnte ganz vorne mitspielen“. So hätte ich mir das ungefähr vorgestellt;)

So war es tatsächlich:
Hochmotiviert und gut gelaunt, etwas nervös aber zuversichtlich stand ich an der Ziellinie, bereit für einen langen, aber großartigen Tag bei perfekten Bedingungen und noch besserem Support an der Strecke. Nach dem Schwimmstart musste ich nach einem leichten Gerangel die Brille gerade richten und hab die ausgesuchten Füße zum Wasserschattenschwimmen gleich verloren. Es bildete sich bald eine Gruppe, in der das Tempo höher sein hätte können, aber vorne weg schiwmmen hätte vermutlich zu viele Körner gekostet. Trotz des eher gemütlichen Tempos fuhr wie aus dem Nichts nach 2km ein schmerzhafter Krampf in meine linke Wade. Für mich unverständlich, da ich NIE, niemals Krämpfe habe, nicht im Training und auch noch nie im Wettkampf. Der nächste Krampf folgte im Lendkanal auf halber Höhe. Von dort weg versuchte ich nur mehr über die Arme zu schwimmen und konnte das linke Bein nur nachziehen.

Nach einem schnellen Wechsel hatte ich nun 180km Zeit die Muskulatur für das Laufen wieder aufzulockern. Leichtes Dehnen und Entlasten hat nicht geholfen. Nach etwa 50km krampfte nun die auch die andere Wade, sowie die Oberschenkelrückseite. Die restliche Strecke bis zur Wende wurden die Krämpfe stärker und die Wade hat komplett zugemacht. Ich war mir sicher, dass meine Muskulatur dem Marathon and diesem Tag nicht standhalten wird. In Klagenfurt hatte ich immer ein spitzen Rennen. Niemals wollte ich bei diesem Rennen aussteigen! Kurz vor dem Stadion entschied ich mich schweren Herzens, zurück in die Wechselzone zu rollen. Prompt schossen mir die Tränen in die Augen und ich musste vom Rad steigen und nach Luft ringen. Nachdem ich wieder einigermaßen Luft bekam, rollte ich heulend wie ein Schlosshund zurück in die Wechselzone. Ich war so enttäuscht! Das hätte 'mein Rennen' werden sollen. Ich habe mich so darauf gefreut! Als ich vom Rad stieg, konnte ich kaum gehen – auch wenn es schmerzhaft war, es war die richtige Entscheidung. Ich wollte nur weg... und in der Unterkunft in Selbstmitleid ertrinken. Zum Glück hat mich mein Schatz Lotz an der Hand wieder an die Strecke gezogen. Meine Support Crew war so verständnisvoll und aufmunternd, dass es mir gleich viel besser ging. Danke!! Ihr seid die Besten!! Auch das Anfeuern anderer Athleten hat irgendwie gut getan, auch wenn es mir manchmal die ein oder andere Träne rausdrückte, wenn mich wer fragte was los war. 

Alles hat seinen Grund. Diesmal hat es einfach nicht sein sollen. So ist das im Sport, das macht die
Faszination Ironman aus. Der Tag ist lang, einmal geht Alles auf, einmal kämpft man sich mühsam durch, es gibt Hochs und Tiefs, einmal spuckt einen das Rennen aus. Mich hat es diesmal ausgespuckt – ich liebe es trotzdem:) Ironman Austria ist einfach das schönste Rennen für mich! Heute zwei Tage später, habe ich bereits wieder auf der Strecke trainiert und Pläne geschmiedet.
Ich war mir so sicher, das alles Gut geht, dass ich mich für kein Backup Rennen angemeldet habe - "so not pro" (@finishermagazin😉) oder einfach nur zu optimistisch?! Nun habe ich Zeit mich zu sammeln - Ende Juli will ich wieder topfit an der Startlinie einer Langdistanz stehen!

Danke für die vielen lieben Nachrichten!!! Ich habe mich über jede einzelne gefreut😊 
Lisi