Bereits in meiner Offseason im letzten
Jahr habe ich mir den Ironman Austria, mein Lieblings- und Heimrennen
als Jahreshighlight für die Saison 2018 ausgesucht, nachdem ich mich
letztes Jahr Zweck's Punktejagd für Hawaii für den Ironman
Frankfurt entschieden habe.
Seitdem habe ich mich für diesen
Wettkampf vorbereitet. Das Wintertraining blieb neben vielen
Indoorstunden durch viel Alternativtraining abwechslungsreich und hat
trotz der kühlen Temperaturen Spaß gemacht. Die Vorbereitungsrennen
verliefen erfolgreich und bestätigten die Wirksamkeit des Trainings.
Seit Monaten konnte ich jede einzelne Trainingseinheit umsetzen, die
Meisten, bis auf ein paar Schwimmeinheiten, richtig gut. Ich war noch
nie so zuversichtlich hinsichtlich meiner Form. Im Vergleich zu den
meisten Rennen hatte ich diesmal sogar frühzeitig 'alle sieben
Zwetschgen' beisammen. Material war top und ich war bereit und voller
Vorfreude. Ich hatte das Gefühl, Alles richtig gemacht zu haben.
Vor dem Rennen sind unzählige
Nachrichten mit Glückwünschen eingetrudelt – ich war überwältigt
und gerührt wie viele Leute mitfiebern. Viele sind persönlich
angereist um mich vor Ort lauthals zu unterstützen. Vor meinem
inneren Auge hat der Wettkampf bereits mehrere Male stattgefunden:
„Es ging mir richtig gut, der Abstand nach dem Schwimmen war
gering, am Rad fuhr ich einen soliden Split und beim Laufen gelang
mir zum ersten Mal ein Sub 3h Marathon, nachdem ich schon mehrmals an
der magischen Grenze gekratzt habe. Die Stimmung am Streckenrand hat
mich gepuscht, die Sonne hat mich mit Energie aufgeladen und die
mitstreitenden Athletinnen haben mich zu Höchstleistungen getrieben
und ich konnte ganz vorne mitspielen“. So hätte ich mir das
ungefähr vorgestellt;)
So war es tatsächlich:
Hochmotiviert und gut gelaunt, etwas
nervös aber zuversichtlich stand ich an der Ziellinie, bereit für
einen langen, aber großartigen Tag bei perfekten Bedingungen und
noch besserem Support an der Strecke. Nach dem Schwimmstart musste
ich nach einem leichten Gerangel die Brille gerade richten und hab
die ausgesuchten Füße zum Wasserschattenschwimmen gleich verloren.
Es bildete sich bald eine Gruppe, in der das Tempo höher sein hätte
können, aber vorne weg schiwmmen hätte vermutlich zu viele Körner
gekostet. Trotz des eher gemütlichen Tempos fuhr wie aus dem Nichts
nach 2km ein schmerzhafter Krampf in meine linke Wade. Für mich
unverständlich, da ich NIE, niemals Krämpfe habe, nicht im Training
und auch noch nie im Wettkampf. Der nächste Krampf folgte im Lendkanal auf halber
Höhe. Von dort weg versuchte ich nur mehr über die Arme zu
schwimmen und konnte das linke Bein nur nachziehen.
Nach
einem schnellen Wechsel hatte ich nun 180km Zeit die
Muskulatur für das Laufen wieder aufzulockern. Leichtes Dehnen und
Entlasten hat nicht geholfen. Nach etwa 50km krampfte nun die auch
die andere Wade, sowie die Oberschenkelrückseite. Die restliche
Strecke bis zur Wende wurden die Krämpfe stärker und die Wade hat
komplett zugemacht. Ich war mir sicher, dass meine Muskulatur dem
Marathon and diesem Tag nicht standhalten wird. In Klagenfurt hatte
ich immer ein spitzen Rennen. Niemals wollte ich bei diesem Rennen
aussteigen! Kurz vor dem Stadion entschied ich mich schweren Herzens,
zurück in die Wechselzone zu rollen. Prompt schossen mir die Tränen
in die Augen und ich musste vom Rad steigen und nach Luft ringen.
Nachdem ich wieder einigermaßen Luft bekam, rollte ich heulend wie
ein Schlosshund zurück in die Wechselzone. Ich war so enttäuscht!
Das hätte 'mein Rennen' werden sollen. Ich habe mich so darauf gefreut!
Als ich vom Rad stieg, konnte ich kaum gehen – auch wenn es
schmerzhaft war, es war die richtige Entscheidung. Ich wollte nur
weg... und in der Unterkunft in Selbstmitleid ertrinken. Zum Glück
hat mich mein Schatz Lotz an der Hand wieder an die Strecke gezogen.
Meine Support Crew war so verständnisvoll und aufmunternd, dass es
mir gleich viel besser ging. Danke!! Ihr seid die Besten!! Auch das
Anfeuern anderer Athleten hat irgendwie gut getan, auch wenn es mir
manchmal die ein oder andere Träne rausdrückte, wenn mich wer
fragte was los war.
Alles hat seinen Grund. Diesmal hat es
einfach nicht sein sollen. So ist das im Sport, das macht die
Faszination Ironman aus. Der Tag ist lang, einmal geht Alles auf,
einmal kämpft man sich mühsam durch, es gibt Hochs und Tiefs, einmal spuckt einen das Rennen aus. Mich hat es diesmal ausgespuckt –
ich liebe es trotzdem:) Ironman Austria ist einfach das schönste
Rennen für mich! Heute zwei Tage später, habe ich bereits wieder
auf der Strecke trainiert und Pläne geschmiedet.
Ich war mir so sicher, das alles Gut geht,
dass ich mich für kein Backup Rennen angemeldet habe - "so not pro" (@finishermagazin😉) oder einfach nur zu optimistisch?! Nun habe ich Zeit mich zu sammeln - Ende Juli will ich wieder topfit an der Startlinie einer Langdistanz stehen!
Danke für die
vielen lieben Nachrichten!!! Ich habe mich über jede einzelne gefreut😊
Lisi